2011-11-12

Vom Wohnen, Arbeiten und ausgeraubt werden

So, es ist definitiv Zeit, mal wieder etwas auf Deutsch zu posten. Die Aufregung der letzten Tage hat uns zunächst komplett die Sprache verschlagen, und musste dann erstmal auf Russisch verarbeitet werden, so dass für den Gedankenerguss auf Deutsch erstmal nur die Warteschleife blieb. Seit heute haben wir aber Internet zuhause, und da die Einbrecher, die uns am dritten Tag in der neuen Wohnung "besucht" haben, freundlicherweise mein Laptop nicht mitgenommen haben, kann ich das in vollen Zügen genießen und Surfen und Posten was das Zeug hält.

Was war passiert? Eigentlich nichts besonders spannendes, jedenfalls nicht für die Polizei. Ein Klassiker: aufgebrochenes Fenster, durchgewühlte Wohnung, eine gestohlene Kameratasche samt Kamera und Objektiven, ein gestohlener Netbook (ohne Ladekabel, obwohl er in der gleichen Tasche lag) und ein gestohlener leerer Rucksack, wohl um die erbeuteten Wertsachen zu transportieren. Dummerweise befanden sich in einer Innentasche des ansonsten leeren Rucksacks auch noch Annas Wohnungsschlüssel (sie hatte an diesem Tag schlichtweg vergessen, sie mitzunehmen), was das Gefühl der Unsicherheit nach dem ersten Schock deutlich verstärkte. Zum Zeitpunkt des Überfalls waren wir beide einkaufen, um das notwendigste für die Wohnung zu besorgen, in die wir zweieinhalb Tage zuvor gezogen waren.

Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht, eigentlich sind wir
in eine für Londoner Verhältnisse sehr sichere und ruhige Gengend gezogen...
Zuletzt wurde in unserem Hausblock vor über einem Jahr eingebrochen.
Wir hatten also unwahrscheinliches "Glück"... 

Inzwischen, dreieinhalb Tage später, haben wir uns wieder gefangen und können dem ganzen sogar eine positive Seite abgewinnen. Zum Beispiel wissen wir jetzt, dass wir uns auf unsere Vermieter verlassen können, wenn es darauf ankommt. Bereits am nächsten Tag wurden die Schlösser an dem Haupt- und Hintereingang der Wohnung ausgetauscht, und nachdem die Spurensicherung der Polizei einen Tag später grünes Licht gab auch neue Verschlüsse an den Fenster installiert. Arme Anna hatte den zweifelhaften Spaß, sich zwei Tage lang mit den uniformierten Gesetzeshütern abzugeben, und meinte am Ende, dass ihre auf die eigene Faust vorgenommene Spurensuche mehr Erfolg hatte als der routinemässige Einsatz der gelangweilten Profis. Dafür durfte sie die besprühten Fensterscheiben von einem komischen Pulver abwaschen, mit dessen Hilfe auf den Scheiben "zu viele" Fingerabdrücke festgestellt worden waren. Dafür hinterließ die Polizei jede Menge Papierkram mit "hilfreichen Hinweisen", wie man sich vor Einbrechern schützen sollte. Und am nächsten Tag rief sogar ein polizeilicher Seelsorger an, um nachzufragen, wie es Anna so geht.

Das größte Geschenk machten uns die Einbrecher in Form meines Laptops - es wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben, warum dieser bestens sichtbar auf dem Sessel liegen gelassen wurde. Nicht nur, dass der Laptop wesentlich wertvoller ist als der Netbook, es enthält im Gegensatz zum Netbook auch wertvolle Daten, denen ich noch viel mehr als dem Laptop selbst nachweinen würde. Jetzt werde ich erstmal einen frischen Backup starten, für alle Fälle...

Natürlich war der Überfall nicht das einzig Aufregende in den letzten Tage: eigentlich hatten bereits der Umzug und der neue Job für genügend Aufregung gesorgt. Inzwischen ist etwas mehr als eine Arbeitswoche um, der erste Kulturschock am neuen Arbeitsplatz ist überwunden, und ich verstehe nach und nach immer mehr, welche Herausforderungen mich in der neuen Rolle erwarten. Vor allem hat mir die erste Woche klar gemacht, dass ich mich auf einen sehr abwechslungsreichen Job einstellen darf...

Im Verlauf meiner ersten Arbeitswoche haben wir an circa 10 Projekten parallel gebastelt, drei kleine Projekte ausgeliefert, neue Projektplanungstools aufgesetzt, den Daily Scrum eingeführt und Ideen für ein iPhone-Spiel generiert, für welches wir nun einen Prototyp entwickeln. Nächste Woche beginnt dann die von mir mitgestaltete Umstrukturierung unseres größten Projekts, welches wir gemeinsam mit dem Schwesterunternehmen aus der Schweiz durchführen. Und wieder werden parallel dazu mindestens fünf andere Projekte laufen. Tja, willkommen im Digital Media Sector. Und willkommen im kleinen, aber feinen Fünf-Mann-Unternehmen, das im Verlauf des nächsten Jahres mit ziemlicher Sicherheit noch um einiges wachsen wird. Die erste Arbeitswoche war schon ziemlich anstrengend, aber die Arbeit in diesem Team macht bis jetzt großen Spaß. So kann es weitergehen. Irgendwann werde ich mich wohl auch an meinen MacBook als Arbeitsrechner gewöhnen. An den iPhone als Arbeitstelefon gewöhne ich mich jedenfalls erstaunlich schnell. :)

Damit das ganze nicht so trocken aussieht, hier noch ein Paar Bilder von der BIMA-Awards-Party, bei der die besten Londoner Werbeagenturen des letzten Jahres ausgezeichnet wurden. Christoph, mein neuer Arbeitgeber, war einer der Juroren, und lud die ganze Firma daher zur Preisverleihung ein. Doch auch wenn die Bilder bunt sind und der Veranstaltungsort sich mit einem Banksy-Print schmückt, die Party selbst war, wie Christoph selbst befand, etwas "underwhelming". Naja, wir hatten unsere drei freien Getränke und nahmen das ganze eher mit Humor. :)

Anna vor einem Banksy, etwas verpixelt

Der Moderator war eigentlich ziemlich gut gelaunt 

Alice Cooper & Band versuchen mit mässigem Erfolg, für ausgelassene Stimmung zu sorgen

Anna, von Alice Cooper nicht überzeugt und ziemlich überbelichtet...
Hauptsache der Gin-Tonic schmeckt :)

2 comments:

  1. Es ist ein Vergnügen, Dich zu lesen!
    Ich freue mich sehr, dass es mit der Arbeit so gut klappt!
    С именинником! И гони доклад про поход к GP. Oder wars Du nicht bei ihm?

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