2011-12-11

Ein blauer Fussballabend an der Stamford Bridge

Ich war immer begeistert davon, was München in Sachen Freizeit und Kultur zu bieten hat. Theater, Kino, Konzerte, Festivals - von allem, was mich interessiert, hat München reichlich zu bieten. In Sachen Fussball gilt es so wie so - da brauche ich nicht viel mehr als die Allianz Arena.

Und nun also London. München hat Dutzende Theater - London hat Hunderte. Jede interessante Band kommt früher oder später mal Mal nach München - in London touren weltweit erfolgreiche Bands teilweise Wochen lang vom Stadtviertel zum Stadtviertel. Und Fussball? Chelsea und Arsenal kennt natürlich jeder. Bei Tottenham wissen bereits viele nicht, dass es sich um einen Londoner Verein handelt. Aber daneben gibt es noch Fulham, Westham, Milwall, Crystal Palace, QPR - das sind alles Mannschaften, die in der höchsten englischen Liga spielen oder zumindest schon mal gespielt haben. Da kann München schwer mithalten, selbst wenn man 1860 und Unterhaching dazu zählt.

Natürlich werde ich die Allianz Arena weiterhin all diesen fussballerischen Reizen bevorzugen. Aber Fröttmaning ist für mich dieses Jahr nun mal ziemlich weit weg. Und da ich keine Chance habe, alle Theater in London, selbst die größten und bekanntesten, abzuklappern, wollte ich es zumindest mit den größten und bekanntesten Fussballstadien probieren.

Den Anfang sollte das Chelsea Stadion an der Stamford Bridge machen - ich ergatterte Tickets für das Champions-League-Spiel gegen Valencia zu einem, sagen wir mal, annehmbaren Preis. Ich überredete meinen spanischen Kollegen mitzukommen, und auf ging es quer durch die Stadt in der überfüllten U-Bahn bis vor das Stadion.


Gut gelaunt vor dem Spiel

Ich wollte natürlich auch das Unterhaltungsprogramm vor dem Spiel erleben, daher brachten wir extra früh auf und waren eine Stunde vor Spielbeginn auf unseren Plätzen. Das Unterhaltungsprogramm ließ jedoch auf sich warten. Das Stadion füllte sich nur langsam, und bis auf einen schrillen Probealarm und das Aufwärmen der Mannschaften bekamen die Zuschauer vor dem Spiel nichts geboten. Kein Einschwören der Fans durch den Stadionsprecher, kein lustiges Maskottchen, keine Musik, keine Gewinnspiele für die Fans - all das, womit man in München die frierenden Zuschaer im Winter vor Spielbeginn bei Laune hält. "In England, we take the game seriously", erklärte mir ein Chelsea-Fan auf Nachfrage. Erst nach dem Anpfiff beginne die Unterhaltung.

Nach dieser Belehrung wartete ich fast verschämt auf den Anpfiff. Doch dann meldete sich der Stadionsprecher doch noch. Die Fans sollten sich bitte alle erheben - es erklinge gleich die Hymne von Chelsea.

Das war mir fast schon zu seriös, und ich erhob mich nur ungern von meinem Platz, um nicht respektlos zu erscheinen. Als die Hymne dann tatsächlich erklang...Aber hört am besten selbst.



Liebe Chelsea-Fans, falls sich welche hierher verirren: das ist auf keinen Fall böse gemeint, aber ich konnte mich bei dieser Hymne kaum vor Lachen halten. Nach dieser Vorgeschichte war ich auf alles gefasst, nur nicht auf diese Kindergarten-taugliche Melodie, die mich zu allem Überfluss auch noch all zu stark an "I'm a lumberjack" von Monty Python erinnerte.



Ich muss sagen,  anschließend hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass die englischen Fans das Spiel im Stadion aufmerksamer verfolgen, als es die deutschen Fans tun. Dadurch wissen sie ihre Helden auch zu feiern - nicht nur der überragende Drogba, der zwei Tore erzielte und eins vorbereitete, bekam bei seiner Auswechslung standing ovations, sondern auch der weniger auffällige Spielmacher Mata, der zwar keine Tore erzielte, aber dafür immer wieder Räume öffnete und präzise Bälle verteilte. So gewann Chelsea am Ende locker und verdient mit 3:0. Ich hätte gerne ein bisschen mehr Spannung erlebt, zumal Valencia ein 1:1  gelangt hätte um in die nächste Runde einzuziehen, aber es war auch so eine schöne Erfahrung.

Nur kann ich mich nach fast einer Woche immer noch nicht von diesem Ohrwurm befreien... Falls es euch jetzt auch so geht, tut mir leid, zur Wiedergutmachung (oder zur Verschlimmerung der Lage) hier nochmal mit Text zum mitsingen. Der Text harmoniert im Übrigen meines Erachtens perfekt mit der Musik...



4 comments:

  1. You're a lumberjack and you're ok! ;)

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  2. You most definitely are, old chap!
    And an ex-parrot erhhh - patriot!

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  3. In Bavaria, yes, in Bavaria, where the trees are made of wood! :)

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